Mai 2025

Bis heute haben 144 Länder Gesetze zum Datenschutz und zur Datensouveränität erlassen – Tendenz steigend.1 Neben Regierungen prüfen auch Unternehmen zunehmend, wo ihre Cloud-Daten gespeichert werden und welcher Rechtsprechung diese damit unterliegen. Datensouveränität ist heute nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern auch ein strategischer Erfolgsfaktor für Unternehmen.

Der Antrieb hinter Europas Vorstoß zur souveränen Cloud wird immer stärker. Untersuchungen der IDC zeigen: 84 Prozent der Unternehmen in Europa, die mit Cloud-Technologien arbeiten, nutzen entweder bereits souveräne Cloud-Lösungen oder planen, dies zu tun.2 Wesentliches Ziel dieser Bewegung ist, dass sensible Daten innerhalb Europas gespeichert und verwaltet werden – um die Abhängigkeit von fremden Rechtssystemen zu verringern und mehr Kontrolle über die eigenen digitalen Assets zu erlangen.

Es geht aber nicht allein darum, gesetzliche Vorschriften einzuhalten: Datensouveränität in europäischen Unternehmen sorgt für Vertrauen bei Kundinnen und Kunden sowie für Wettbewerbsvorteile – und sie hilft, Innovationen voranzutreiben, indem sie digitale Prozesse mit regionalen Werten und strategischer Autonomie harmonisiert. Verschiedene Faktoren treiben die Nachfrage zusätzlich an: wachsende Bedenken mit Blick auf Datenschutz, Cybersicherheit und geopolitische Instabilität, aber auch operative Risiken infolge globaler Lieferkettenstörungen und Handelskonflikte.

Prognosen zufolge wird sich der Umfang der Cloud-Datenströme von Unternehmen in den meisten europäischen Ländern bis zum Jahr 2030 verdoppeln oder verdreifachen. Umso wichtiger werden souveräne Cloud-Infrastrukturen für das Unternehmenswachstum.3

Wirtschaftlicher Wert der Cloud-basierten Datenströme in Europa nach Ländern 2024 vs. 2030 (in Mrd. €)

BPoV Data Sovereignty

2023 bis 2025 – Weichenstellung für Europas digitale Zukunft: In dieser Phase hat die EU gesetzliche Meilensteine gesetzt – mit dem Data Governance Act, dem Digital Markets Act und dem Data Act führte sie wegweisende Grundlagen ein und etablierte gleichzeitig neue Rahmenwerke wie das EU-US Data Privacy Framework. In Summe sollen diese neuen Regelungen die Kontrolle über Daten stärken und gleichzeitig eine wettbewerbsfähige digitale Wirtschaft fördern. Mit Initiativen wie Gaia-X entsteht ein Ökosystem, in dem die Datenverwaltung mit europäischen Werten wie Datenschutz, Sicherheit und Transparenz im Einklang steht. Die EU gestaltet damit aktiv eine zukunftssichere digitale Wirtschaft. Regierungsbehörden, Betreiber kritischer Infrastrukturen und private Unternehmen versammeln sich hinter dem gemeinsamen Ziel, ihre wichtigsten Datenressourcen unter eigener Kontrolle zu halten.

Schnelle Handlung in der Praxis: 

  • SAP: Investiert 2 Milliarden Euro in souveräne Cloud-Infrastruktur.4 Mit Delos Cloud (basierend auf Microsofts Azure-Technologie) und einer vollständig von SAP betriebenen Option können Regierungs- und Industriekunden sichere Cloud-Dienste nutzen, bei denen die Daten im deutschen Rechtsrahmen bleiben.
  • Airbus: Entwickelt im Rahmen von Gaia-X bis 2026 einen „Aerospace Data Space“, der rund 10.000 Zulieferer vernetzt. Über ein föderales, souveränes Daten-Sharing-Modell ist sichergestellt, dass alle sensiblen sowie operativen Daten unter europäischer Kontrolle bleiben.5
  • Die BMW Group: Gehört zu den Frühanwendern von Catena-X, einer Datenraum-Initiative mit fast 200 Mitgliedern. Durch sicheren, standardisierten Datenaustausch lassen sich Qualitätsmanagementprozesse optimieren, Problemlösungen beschleunigen und regulatorische Anforderungen an die Datensouveränität zuverlässig erfüllen.6

Die nächste Phase der Datensouveränität wird durch mehrere Schlüsseltrends geprägt:

  • Technologische Weiterentwicklung souveräner IT-Lösungen: Bis spätestens 2030 sollen gemäß den Zielen der Initiative „Europe’s Digital Decade“ 75 Prozent der EU-Unternehmen moderne Cloud- und KI-Dienste einsetzen (zum Vergleich: 2023 nutzten rund 45 Prozent Cloud-Dienste)7. Hinter diesen Zielen steht die Absicht, das Wachstum Gaia-X-konformer Dienste und vertrauenswürdiger Datenräume in Sektoren wie Gesundheitswesen, Energie und Finanzen voranzutreiben.
  • Durchsetzung und Rechtsstreitigkeiten: Neue Gesetze wie der Data Act und das EU Data Privacy Framework stellen Unternehmen auf die Probe. Rechtliche Herausforderungen könnten bestehende Rahmenwerke verändern und erfordern Agilität bei Datenlokalisierung und Compliance.
  • Künstliche Intelligenz und Datensouveränität: Künstliche Intelligenz ist auf große Datenmengen angewiesen – Datensouveränität wirkt dabei als Einschränkung und als Innovationstreiber zugleich. Mit der neuen Methode „Federated Learning“ kann KI aus Daten lernen, ohne sie zu verschieben. So bleiben sensible Informationen sicher und lokal.

Um die Vorteile der Datensouveränität vollständig zu nutzen, gilt es zunächst, Herausforderungen zu überwinden – dazu gehören Kosten, technische Komplexität und die begrenzte Verfügbarkeit von Lösungen. Hier sollten Unternehmen sich mit vertrauenswürdigen Anbietern souveräner Cloud-Dienste zusammentun und offene, interoperable Plattformen einsetzen, um Flexibilität und Kontrolle zu bewahren.

Aufbau von digitalem Vertrauen

Für Unternehmen, die in Europa tätig sind, ist Datensouveränität längst nicht mehr nur eine Option. Sie ist ein strategisches Gestaltungsgebot, das in die Infrastruktur, in Verträge, Produkte und in den Risikorahmen einfließen muss. Dabei geht es nicht allein um Compliance, sondern auch darum, digitale Vertrauenswürdigkeit aufzubauen – ein Anspruch, den Kund:innen, Regulierungsbehörden und Partner zunehmend stellen.

Zeit zu handeln: Organisationen sollten umfassend prüfen, wo ihre Daten gespeichert sind, ihre Lieferantenverträge aktualisieren und geeignete, konforme Cloud-Strategien einführen. Sich an Initiativen wie Gaia-X zu beteiligen und fachkundige Beratung in Anspruch zu nehmen, wird wesentlich dazu beitragen, eine sichere, souveräne digitale Zukunft in Europa zu gestalten.

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