Obwohl die Schweiz nach wie vor auf vielen Listen ganz oben steht, gehört sie bei den ausländischen Direktinvestitionen nicht mehr zu den 15 führenden Ländern Europas. In den letzten Jahren hat die Schweiz einen zunehmenden Wettbewerb um Investitionen aus europäischen und nicht-europäischen Ländern erlebt. Mehrere Länder wie Irland und die Niederlande investieren, um spezialisierte Branchen auszubauen, während die Schweiz mit dem Zustrom internationaler Unternehmen im Rückstand ist. Während das Gesamtangebot der Schweiz nicht unbedingt schwächer geworden ist, haben sich die ausländischen Staaten stärker darauf konzentriert, die Kluft zu überbrücken und ihr Land als attraktiv für Unternehmen und internationale Talente darzustellen.
Die Schweiz hat die höchste Dichte an Fortune-500-Unternehmen im Verhältnis zum BIP, nämlich 1,69 pro eine Million Einwohner im Jahr 2020 [3,4,5]. Diese multinationalen Unternehmen, sowohl schweizerische als auch ausländische, tragen erheblich zur Schweizer Wirtschaft bei. Obwohl diese multinationalen Unternehmen nur 5 % der Unternehmen und etwas mehr als ein Viertel der Arbeitsplätze in der Schweiz ausmachen, erwirtschaften sie mehr als ein Drittel des Schweizer BIP. Darüber hinaus machen die Einnahmen der multinationalen Unternehmen aus der Körperschaftssteuer fast 50 % der Bundessteuer (Bundes- und Kantonssteuer) aus. Die relative Bedeutung der multinationalen Unternehmen hat leicht zugenommen, mit jährlichen Wachstumsraten von 1,5 % von 2014 bis 2018 [6,7,8,9,10]. Die Bedeutung der schweizerischen multinationalen Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt ist deutlich grösser: Die Zahl, der von schweizerisch beherrschten Unternehmen geschaffenen Arbeitsplätze ist fast doppelt so hoch wie diejenige der ausländischen multinationalen Unternehmen. Hinsichtlich des Umsatzes zeigen die Daten jedoch ein umgekehrtes Kräfteverhältnis. Im Vergleich zu den schweizerischen multinationalen Unternehmen ist der Umsatz ausländischer multinationaler Unternehmen mehr als doppelt so hoch.
Die Frage, wie viele multinationale Unternehmen sich in der Schweiz niederlassen werden, hängt von der Attraktivität im Vergleich zu den konkurrierenden Ländern für die jeweilige Branche ab. Darüber hinaus können globale und lokale Trends die Fähigkeit des Landes beeinflussen, multinationale Unternehmen anzuziehen und zu halten. Diese Studie enthält eine kurze Liste der einflussreichsten Trends in sozialer, politischer und technologischer Hinsicht. Der demografische Wandel ist einer der grössten Einflussfaktoren, da sich die Altersstruktur zwischen 2010 und 2060 deutlich verschieben wird. Wenn nicht gehandelt wird, wird sich dies auf die Wirtschaftsleistung und den Wohlstand der Schweiz auswirken.
Die nachstehende Grafik zeigt eine umfassende Zusammenfassung der weltweiten Attraktivität in vier Schlüsselbereichen: Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Talente und Globalisierung. Bemerkenswert ist, dass sich die Schweiz in allen vier Kategorien einen Platz unter den Top 10 gesichert hat. Während die internationalen Rankings zeigen, dass das Gesamtangebot der Schweiz nicht unbedingt schwächer geworden ist, hat sich das Ausland zunehmend darauf konzentriert, die Lücke zu schliessen und sein Land als attraktiv für Unternehmen und internationale Talente zu bewerben.
Companies we work with love Switzerland for the attractiveness for talents and the high living standard. Besides they like the business-friendly environment and general pragmatic approach. The dense ecosystems of research institutions, multinational headquarter locations and many SMEs and startups allows them to innovate new products quickly and get access to international clients efficiently. If they need answers, the ways to the decision makers are short and all is well connected and reachable mainly within 1-2 hours. The liberal labor law allows them to adapt to their needs at all times and leaves them a high flexibility.
Liv Minder, Investment Promotion Director at Switzerland Global Enterprise (S-GE)
Die elf bewerteten Standortfaktoren unserer Analyse, die im Downloadbereich unten bereit steht, geben einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Anforderungen, die multinationale Unternehmen bei der Bewertung potenzieller Standorte berücksichtigen. Leider ergibt sich für die Schweiz ein eher düsteres Bild. Der Preis für das "Produkt Standort Schweiz" scheint zu steigen, auch wenn die Attraktivität stagniert. Unsere Analyse, gestützt durch Experteneinschätzungen und bereits vorliegenden Studien, zeigt in keinem der Standortattraktivitätsbereiche positive Trendaussichten, mit Ausnahme von Lebensqualität und Nachhaltigkeit und Energie. Demzufolge hat die Schweiz in vielen Bereichen gegenüber anderen Ländern, die aufgeholt und sie vielleicht sogar überholt haben, verloren.
Im Moment versucht die Schweiz zu verhindern, dass der Gletscher (Symbol für Arbeitsplätze und multinationale Unternehmen) schmilzt.. aber es gab schon lange keinen nennenswerten Zustrom von Grossunternehmen mehr.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schweiz möglicherweise in eine "Komfortzone" gefallen ist und sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht hat. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes aufrechtzuerhalten und an der Spitze zu bleiben, sind bedeutende und innovative Veränderungen erforderlich.
[3] Fortune, Global 500, 2022
[4] Federal Statistical Office, Bestand, Struktur und Entwicklung der Bevölkerung im Jahr 2020, 2020
[5] The Economist, The recipe for the outperformance of Swiss businesses, 2022
[6] Boston Consulting Group, Multinational Companies in Geneva and Vaud, 2012
[7] McKinsey, Switzerland Wake up, 2019
[8] Economiesuisse, Unternehmenssteuerreform lll: Die Fakten, 2016
[9] Federal Department of Finance, Tax Proposal and AHV financing (TRAF), 2019
[10] Federal Statistical Office, Statistik der Unternehmensgruppen (STAGRE), 2021