August 2021
Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) sind einer erheblichen Dynamisierung ihrer Produktionsplanung ausgesetzt. Nicht zuletzt hat die Pandemiephase, als ausserordentliches Grossereignis, die inhärenten Herausforderungen der aktuellen Planungsprozesse deutlich gemacht.
Zum einen muss das Angebot über Jahre kontinuierlich erweitert werden, um einen grossen Beitrag zur Erreichung europäischer und nationaler Klimaziele zu leisten. Diese Angebotserweiterung zielt auf eine Erhöhung der Nachfrage, so dass der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr zukünftig ca. 40% ausmachen wird. Zum anderen kommt die Angebotserweiterung einer Operation am offenen Herzen gleich und muss parallel dynamisch und tagesaktuell eine Reaktion auf bekannte Lastspitzen erlauben. Infrastrukturprojekte, Baustellen, Grossevents sowie neue und attraktivere Services erschweren zusätzlich eine rollierende, durchgängige und integrierte Produktionsplanung von Kernressourcen wie Personal, Rollmaterial, Trassen und Infrastruktur. Sinkende Produktivität und eine verschlechterte Wettbewerbsposition sind die logische Folge.
Im Rahmen des hochkomplexen Kerngeschäfts eines EVU müssen drei Bereiche unterschieden werden: Kernressourcen, Planungsressourcen und Dimensionierung. Der grösste Hebel zur Optimierung der Produktivität ist in den Kernressourcen zu finden, wobei die Planungsressourcen einen entscheidenden Einfluss darauf haben. Dabei sind jedoch auch IT-Systeme (ERP, Planungs- und Dispositionssysteme) wichtig, da Automatisierungsbestrebungen Kern- wie auch Planungsressourcen zusätzlich entlasten können. Durch die Realisierung dieser Optimierung, mit Fokus auf das Zusammenspiel zwischen Kern- und Planungsressourcen, wird eine Flexibilisierung sowie Produktivitätssteigerung herbeigeführt. Im Weiteren können Kosten gespart und Engpässe vermieden werden.
Hohe Komplexität kann durch geplante Strukturierung so weit aufgelöst werden, dass die Einzelelemente mit herkömmlichen Werkzeugen und Methoden bearbeitet werden können. Entscheidend dabei ist das Bewusstsein, dass jede Planungsebene einen unterschiedlichen Planungszweck besitzt und konstant gegenseitige Abhängigkeiten bestehen. Je kleiner der Planungshorizont, desto feiner die Planungsgranularität respektive der Bedarf an detaillierteren Informationen.
Von integrierter Planung wird dann gesprochen, wenn verschiedene Planungsebenen und Fachdisziplinen eines EVU nahezu zeitgleich dieselbe Planungsherausforderung bei nahezu gleichem Informationsstand bearbeiten. Dieser gemeinsame Informationsstand stellt sich jedoch nicht von selbst ein, sondern muss geplant werden. Strukturierung über die verschiedenen Planungsebenen sowie Fachdisziplinen einer EVU ist der erste Schritt, um eine flexible Personal- und Rollmaterialplanung mit dynamischer Angebotsanpassung zuverlässig und effizient zu ermöglichen.
Wird die Entwicklung von integrierter Produktionsplanung in der Industrie des öffentlichen Verkehrs (ÖV) betrachtet, so wird deutlich, dass technologische Hürden nicht mehr die grösste Herausforderung darstellen. Dabei zeigt sich im internationalen Vergleich bei EVUs, welche die integrierte Produktionsplanung etabliert haben, dass zunehmend ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt wird. Daneben rückt vermehrt eine wertorientierte Herangehensweise in den Vordergrund, bei der zunächst ein klares Ziel beziehungsweise Fragestellung formuliert wird. Daraus resultierend wird abgeleitet, welche Planungsebenen, Fachdisziplinen, Systeme, Tools und Daten betroffen sind, um diese Fragestellung ausreichend und fokussiert zu beantworten. Neben dem ganzheitlichen und wertorientierten Ansatz von BearingPoint werden ausserdem folgende Punkte empfohlen:
Wie bereits erwähnt, ist entsprechende Technologie wichtig, da Automatisierungsbestrebungen Kern- wie auch Planungsressourcen zusätzlich entlasten können. Nichtsdestotrotz müssen im Rahmen einer integrierten Produktionsplanung zuerst die Voraussetzungen geschaffen werden, damit eine Transformation erfolgreich sein kann. Denn bei EVUs werden vor allem folgende Herausforderungen festgestellt:
Der Hebel muss somit vor allem beim «Mensch» angesetzt werden. Nur auf diese Weise kann eine rollierende, integrierte Produktionsplanung erreicht werden.
Die Pandemiephase hat deutlich gezeigt, dass Veränderungen sehr schnell bewältigt werden können, sofern ein gemeinsames Ziel definiert, kommuniziert und unter Bündelung aller Kräfte angegangen wird.
Eine Umstellung der Planungsprozesse und Werkzeuge für EVUs stellt in der Unternehmenstransformation seitens der Mitarbeiter eine enorm grosse Herausforderung dar. Die hohe Komplexität und gegenläufige Zielsetzungen auf unterschiedlichen Prozessebenen und Bereichen muss adressiert werden und ein strukturierter Transformationsansatz unter Beteiligung aller Mitarbeitergruppen, insbesondere der Basis, sowie dem Management ist entscheidend. Die Grundlage dafür liefert das Agile Change Management Framework von BearingPoint, welcher die Antworten für die zu lösenden Herausforderungen iterativ liefert.
Zusammenfassend gibt es einige Herausforderungen, welchen sich EVUs im Rahmen einer rollierenden und integrierten Produktionsplanung stellen müssen. Durch die Kombination des ganzheitlichen Ansatzes einer integrierten Planung mit dem agilen Change Management Framework, werden die Herausforderungen an der Wurzel gepackt und nachhaltig gelöst.
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