Auch wenn Bargeld für viele immer noch das Zahlungsmittel Nummer Eins ist, der Trend zur kontaktlosen Bezahlung ist ungebrochen. Die Corona-Pandemie wirkt hier anscheinend weiterhin wie ein Katalysator und die Vorteile in Sachen Hygiene und Sicherheit vor möglichen Ansteckungen sind für viele Menschen ein sehr wichtiger Grund, verstärkt kontaktlose Bezahlmethoden zu nutzen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Und es wird vermutlich nicht mehr lange dauern, bis Bargeldnutzung nicht mehr an erster Stelle steht.
Christian Bruck, Partner und Experte für das Thema Zahlungsverkehr bei BearingPoint
Die Verwendung von Bargeld in der Schweiz bleibt auch 2021 mit 64 Prozent das am häufigsten verwendete Zahlungsmittel, doch die Nutzung hat im Vergleich zum Vorjahr (71 Prozent) merklich abgenommen. In Deutschland nutzen 66 Prozent (im Vorjahr 75 Prozent), in Österreich sogar 78 Prozent (im Vorjahr 83 Prozent) Bargeld. Einen gänzlichen Verzicht auf Bargeld kann sich laut der Umfrage die grosse Mehrheit der Befragten in allen drei Ländern nicht vorstellen. Auch eine Abkehr vom Bargeld in den nächsten fünf oder zehn Jahren ist wie schon im Vorjahr für deutlich über 60 Prozent der Befragten derzeit nicht vorstellbar.
Wie schon im letzten Jahr ist bei den Schweizern vor allem die Vertrautheit (53 Prozent) die wichtigste Eigenschaft für die Bargeldnutzung, ebenso für die Deutschen (58 Prozent). Für die Österreicher steht inzwischen die Anonymität (59 Prozent) an höchster Stelle.
Im Dreiländer-Vergleich nutzen Schweizerinnen und Schweizer mobile Bezahllösungen bei weitem am häufigsten. Die nationale Bezahl-App Twint hat eine starke Marktstellung und ist als digitale Variante zum Einkaufen und Überweisen sehr beliebt. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Nutzung dieser Bezahllösung von 27 auf 45 Prozent. Im Ranking unter den Zahlungsmitteln ist Twint nach Bargeld und Debitkarte das am dritthäufigsten genutzte Zahlungsmittel in der Schweiz.
Apple Pay und Google Pay spielen sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland und Österreich weiterhin eine untergeordnete Rolle. Auffällig ist, dass Apple Pay bei der jungen Generation inzwischen beliebter wird. Unter den 18- bis 24-Jährigen nutzen in der Schweiz und in Deutschland inzwischen 12 Prozent und in Österreich 14 Prozent die Bezahlmöglichkeit per Apple Pay. Im Vorjahr hatten nur sechs Prozent der jungen Altersgruppe in der DACH-Region diesen Paymentdienst verwendet.
Seit Pandemiebeginn wird das kontaktlose Bezahlen immer mehr zur Normalität. Gefragt nach den Vorteilen des kontaktlosen Zahlens, spielt in allen drei Ländern nach wie vor die Schnelligkeit und die hygienische Sicherheit eine grosse Rolle. Schnelligkeit steht als Grund in der Schweiz für 69 Prozent, in Österreich für 66 Prozent und in Deutschland für 52 Prozent der Befragten ganz oben in der Liste. Auch die hygienische Sicherheit (z.B. gegen Ansteckung mit COVID-19) spielt wie schon im Vorjahr für viele Schweizer (56 Prozent), Deutsche (47 Prozent) und Österreicher (56 Prozent) eine grosse Rolle.
Die signifikante Zunahme von Mobile Payment unterstreicht dessen Potenzial und strategische Relevanz für Retailbanken und den Detailhandel. Gründe dafür sind unter anderem die zunehmende Bekanntheit von Neobanken (z.B. Revolut, Swissquote, N26, Neon), darüber hinaus hat die Pandemie unser Konsumverhalten verändert und das kontaktlose Bezahlen weit verbreitet. Der starke Anstieg im E-Commerce hat die Nutzung von digitalen Zahlungsmitteln ebenfalls massiv gefördert.
Marco Kundert, Partner bei BearingPoint Schweiz im Bereich Financial Services
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage von YouGov im Auftrag von BearingPoint, an der zwischen dem 2. und 21. Juni 2021 insgesamt 3119 Personen in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren.