BearingPoint-Studie offenbart Hindernisse auf dem Weg zur erfolgreichen Digitalisierung im Bahnsektor / Entscheidungsträger der Eisenbahnbranche diskutierten die Studienergebnisse beim Roundtable „Connected Train“ in Brüssel

Zürich, 24. Februar 2016 - Laut einer internationalen Umfrage der Management- und Technologieberatung BearingPoint zum Thema Connected Train, eröffnet sich der europäischen Eisenbahnindustrie durch die Digitalisierung ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Zukunft der Industrie liegt in einem integrierten, digitalisierten Streckennetz und der Nutzung von vernetzten Zügen. Diese Zukunft erfordert jedoch die Zusammenarbeit und Koordination aller Beteiligten.

Die Studienergebnisse wurden Führungskräften von europäischen Bahnbetreibern sowie aus Unternehmen der Bahntechnologie im Brüsseler Eisenbahnwelt-Museum im Rahmen eines BearingPoint-Roundtables am 11. Februar präsentiert.

Digitalisierung ein Muss für den nächsten Evolutionsschritt

Laut der Umfrage sehen alle Teilnehmer einen stetig wachsenden Einfluss der Digitalisierung, jedoch je nach Funktion oder Geschäftsbereich in unterschiedlichen Ausprägungen. Die Digitalisierung schreitet zwar im Eisenbahnsektor voran, noch ist es aber zu früh, um grosse Erfolge feiern zu können. Die Umfrage, die in zehn europäischen Ländern erhoben wurde, liefert folgende Kernaussagen:

  • Für die europäische Eisenbahnindustrie stellt die Digitalisierung eine der letzten Chancen dar, um mit anderen Verkehrsträgern wie Low-Cost-Fluggesellschaften, Fernbussen und autonomen PKW / LKW konkurrieren zu können.
     
  • Die Branche ist sich der Vorteile der Digitalisierung bewusst: Mehr als 85 Prozent der Studienteilnehmer sehen Anwendungsrelevanz in allen Hauptgeschäftsbereichen, wie Personen- und Güterverkehr, Infrastruktur und Wartung.
     
  • Die Digitalisierung von Wartungs- und Beschaffungsabläufen spielt zurzeit noch eine untergeordnete Rolle, jedoch werden in den nächsten fünf Jahren in diesem Bereich die stärksten Wachstumspotenziale (bis zu 30 Prozent) erwartet.
     
  • Als treibende Kraft für die Digitalisierung dominieren eher qualitative Faktoren. Nicht-monetäre Ziele wie Servicequalität (90 Prozent) und Strategieentwicklung (78 Prozent) bewertet die Eisenbahnbranche als vorrangiger im Vergleich zu Kostensenkungen (74 Prozent) und Umsatzsteigerungen (60 Prozent). Das überrascht, wenn man bedenkt, dass die Industrie unter einem hohen Ertragsdruck steht.
     
  • Als Hemmfaktoren, die einer erfolgreichen Digitalisierung der Eisenbahnen zurzeit noch im Weg stehen, treten zwei besonders hervor. Zum einen stellt die Durchdringung der neuen Technologien in die bestehenden Betriebsabläufe und Anlagen (Fahrzeuge und Schienennetz) ein Hindernis dar (78 Prozent). Weiterhin wird die fehlende Verfügbarkeit von Big Data in einer heterogenen Prozess- und IT-Umgebung bemängelt (77 Prozent).
     
  • Die Zusammenarbeit mit externen Partnern wird als kritischer Erfolgsfaktor für die Implementierung neuer, digitaler Anwendungsfälle gesehen. Dieses Ergebnis spiegelt die engen Wechselbeziehungen zwischen den wichtigsten Akteuren des Eisenbahnsektors wider.

Führungskräfte der Eisenbahnindustrie diskutierten über die Digitalisierung in ihrer Branche

Während des Roundtables diskutierten die Teilnehmer ihre Ansichten zur Digitalisierung in der Eisenbahnindustrie.

Der Schlüssel zur Digitalisierung des Schienenverkehrs in Europa ist die Interoperabilität - deshalb müssen wir Standardisierungen und koordinierte Innovationen in der Branche weiter vorantreiben.

Josef Doppelbauer, Geschäftsführer der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA)

Die Digitalisierung der physischen Welt eröffnet Unternehmen neue Möglichkeiten. Das erfordert jedoch Investitionen in Ressourcen, um die Potentiale der neuen Geschäftsmodelle auch wirtschaftlich darstellen zu können.

Christopher L. Crawford, Leiter Innovation & Knowledge Management bei Bombardier

Die digitalen Technologien fördern die Effizienz- und Qualitätssteigerung. Zudem müssen aber auch andere Investitionsaspekte berücksichtigt werden, um faire und vorteilhafte Bedingungen für alle Beteiligten gewährleisten zu können.

Die Digitalisierung verlangt nach einem gemeinsamen Ansatz, der alle Phasen des Lebenszyklus abdeckt.

Pierre-Etienne Gautier, Chief Innovation Officer von Systra

Die digitalisierte, vorausschauende Instandhaltung, überwacht und ausgelöst durch Sensoren, wird zu einem messbaren Anstieg von Zug-Verfügbarkeiten führen.

Gerhard Kress, Director für Mobility Data Services bei Siemens

Wem die Daten gehören, dem gehört auch das Geschäft.

Prof. Michael Benz, Leiter SCM@ISM der International School of Management

Die Studienergebnisse veranschaulichen die grosse Erwartungshaltung der Eisenbahnindustrie hinsichtlich der Digitalisierung. Aber Wirtschaftlichkeit und erfolgsversprechende Ansätze sind noch umstritten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im ganzheitlichen Blick auf das digitale Ökosystem Bahn.

Ralf Stenger, Director bei BearingPoint

Von links nach rechts: Ralf Stenger, Director, BearingPoint; Pierre-Etienne Gautier, Director Innovation, Systra; Christopher L. Crawford, Head of Innovation & Knowledge Management, Bombardier Transportation; Gerhard Kreß, Director Mobility Data Services, Siemens; Prof. Dr. Ing. Michael Benz Head of SCM@ISM, International School of Management, François Lanquetot, Partner, BearingPoint.

Über die Studie

An der BearingPoint-Studie „Connected Train“ (durchgeführt im November und Dezember 2015), beteiligten sich insgesamt 82 europäische Vertreter von Eisenbahnunternehmen, Infrastrukturbetreibern, Lieferanten von Schienenfahrzeugen, Verbänden und anderen Marktteilnehmern, die insgesamt eine übergreifende Sicht des Sektors darstellen. Die Umfrage konzentrierte sich darauf, wie die Branche den Fortschritt der Digitalisierung (derzeit und in fünf Jahren) einschätzt, wo sie Anwendungsfälle in den jeweiligen Wertschöpfungsketten des Eisenbahnsektors sieht, und welche Hindernisse bei digitalen Implementierungsprojekten bestehen.

Pressekontakt

Svenja Hubli
Marketing & Public Relations