Der deutsche Tankstellenmarkt steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Was jahrzehntelang als stabiles und profitables Geschäftsmodell galt, gerät zunehmend unter Druck. Neue Wettbewerber, veränderte Kundenbedürfnisse und technologische Entwicklungen fordern klassische Anbieter heraus. Die Frage ist nicht mehr, ob sich die Tankstelle verändern muss – sondern wie schnell und in welche Richtung.
Um fundierte Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln, hat BearingPoint eine umfassende Studie durchgeführt. Sie basiert auf drei zentralen Säulen:
Das Ergebnis: Ein vielschichtiges Bild einer Branche im Umbruch – zwischen Tradition und Transformation. Die Tankstelle muss sich neu erfinden, um im Mobilitätsökosystem der Zukunft relevant zu bleiben.
Anzahl der Tankstellen in Deutschland
Mit derzeit über 14.000 Standorten ist die Tankstelle nach wie vor ein fester Bestandteil der deutschen Infrastruktur. Doch das Geschäftsmodell steht unter Druck: Sinkende Kraftstoffabsätze, steigende Betriebskosten und neue regulatorische Anforderungen fordern ein Umdenken.
Zwar generieren Kraftstoffe noch immer rund zwei Drittel des Umsatzes, doch die Margen sind gering und der Absatz sinkt kontinuierlich. Gründe dafür sind unter anderem:
Gleichzeitig hat sich das Tankstellengeschäft deutlich diversifiziert:
Die Herausforderungen sind vielfältig: steigende Betriebskosten, Fachkräftemangel, regulatorische Auflagen und der Druck zur Digitalisierung. Die klassische Tankstelle muss sich neu erfinden – oder sie verliert an Relevanz.
Die kommenden zehn Jahre markieren eine Phase der schrittweisen, aber tiefgreifenden Transformation. Die Tankstelle entwickelt sich vom Kraftstoffversorger zum multifunktionalen Mobilitätsknotenpunkt. Die wichtigsten Entwicklungspfade:
2. Digitalisierung verändert das Kundenerlebnis
3. Shop und Services werden zur Umsatzsäule
4. Neue Betreiberstrukturen
Die Evolution bis 2035 ist investitionsgetrieben. Wer jetzt in Ladeinfrastruktur, Digitalisierung und neue Services investiert, sichert sich die Wettbewerbsfähigkeit von morgen.
Autonomes Fahren, vernetzte Mobilität und neue Nutzererwartungen verändern alles:
Für Betreiber und Investoren heißt das: Wer heute die Weichen stellt, sichert sich morgen die Relevanz im Mobilitätsökosystem.
Die Studie zeigt: Die Zukunft ist standortabhängig.
In urbanen Räumen steht die klassische Tankstelle unter besonders hohem Veränderungsdruck. Gründe dafür sind Flächenknappheit und hohe Mieten, strenge städtebauliche Vorgaben und multimodale Mobilität (ÖPNV, Carsharing, Mikromobilität). Gleichzeitig bieten Städte enorme Chancen: hohe Frequenz, digitale Infrastruktur und Innovationsbereitschaft.
Die Tankstelle der Zukunft in der Stadt wird zum vernetzten Mobilitäts-Hub mit:
Die urbane Tankstelle muss sich vom reinen Versorgungsort zur Plattform für Mobilität, Energie und Services entwickeln – eingebettet in die Smart City von morgen.
Im ländlichen Raum ist der Wandel weniger disruptiv, aber nicht weniger tiefgreifend. Die Herausforderungen sind sinkende Fahrleistung und Frequenz, hohe Verbreitung von Heimladen und weniger wirtschaftliche Relevanz klassischer Tankstellen. Viele ländliche Tankstellen werden langfristig nicht überleben – es sei denn, sie finden neue Rollen. Zukunftsfähige Konzepte setzen auf:
Wer lokal verankert ist und mehrere Angebote kombiniert, kann auch in strukturschwachen Regionen wirtschaftlich bestehen.
Autobahntankstellen bleiben auch in Zukunft systemrelevant – aber mit völlig neuer Ausrichtung. Die Treiber sind längere Ladezeiten bei E-Fahrzeugen, Bedarf an Aufenthaltsqualität für Reisende und Berufskraftfahrer und hohe Anforderungen an Energieinfrastruktur.
Die Tankstelle an der Autobahn wird zur multifunktionalen Verweilstation mit:
Wer Erlebnis, Energie und Effizienz kombiniert, macht aus dem Lade-Stopp einen echten Mehrwert für Kunden – und ein profitables Geschäftsmodell für Betreiber.
Standortvergleich Tankstellen
Die Tankstelle der Zukunft ist schon längst kein Ort mehr nur zum Tanken. Sie wird zu einem multifunktionalen Energiepunkt, einer Serviceplattform und einem essentiellen Baustein der Mobilität. Der Wandel, der die Branche derzeit durchzieht, ist nicht länger optional - er ist unausweichlich und zwingend notwendig, um im zukünftigen Mobilitäts- und Energiemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie dieser Wandel konkret ausgestaltet wird, hängt stark vom jeweiligen Kontext, Standort und den systemischen Gegebenheiten ab.