Die verarbeitende Industrie besitzt einen wesentlichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung Europas – und dabei insbesondere die deutschen Unternehmen. Durch den niedrigen Grad an Regulation bieten sich den verarbeitenden Unternehmen insgesamt sehr gute Möglichkeiten für Innovationen und Wandel. Die Digitalisierung ermöglicht in dieser Industrie sowohl Chancen aus der Perspektive der Produktentwicklung, wie z.B. das Internet of Things (IoT) oder den digitalen Produktzwilling, als auch aus einer prozessualen Perspektive, wie z.B. das Process Mining. Während in Krisenzeiten – so auch aktuell unter COVID-19 – Investitionen eher zurückgestellt werden, ist für CFOs in diesen stürmischen Zeiten jedoch besonders wichtig, die Bedeutung von digitalen Transformationszielen nicht aus den Augen zu verlieren.

Der BearingPoint CFO 4.0 European Survey 2020 zeigt, dass die deutschen Unternehmen der verarbeitenden Industrie den Großteil ihrer Ressourcen bei der Digitalisierung im Finanzbereich eher in Kernfinanzprozesse als in Themenstellungen mit höherer Wertschöpfung (z.B. Predictive Analytics) investieren. Während dieses Ergebnis auch für andere europäische Länder und andere Industrien gilt, fällt dennoch auf, dass das Ungleichgewicht bei den deutschen Unternehmen der verarbeitenden Industrie deutlich stärker ausgeprägt ist.

Positiv ist zwar, dass eine große Mehrheit der befragten CFOs deutscher Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie (77%) angibt, in den nächsten drei Jahren mehr oder deutlich mehr in digitale Technologien und Fähigkeiten investieren zu wollen. Im europäischen Vergleich der verarbeitenden Industrie (90%) liegen die deutschen Unternehmen jedoch auch hier leicht zurück. Bei Betrachtung dieser Ergebnisse ist es somit abschließend auch nicht überraschend, dass sich jedes zweite deutsche Unternehmen der verarbeitenden Industrie selbst als Spätanwender neuer digitaler Werkzeuge und Technologien in der CFO-Funktion einstuft.

Eine Erklärung für die späte Einführung digitaler Tools und Technologien im Finanzbereich deutscher Unternehmen der verarbeitenden Industrie kann in der Unterscheidung zwischen den Anforderungen des operativen Kerngeschäfts und der Verarbeitung von Finanzdaten liegen. Nehmen wir das Beispiel des Automobilsektors: Fahrzeuge werden heute unter starker Beteiligung von digital arbeitenden und programmierbaren Robotern gebaut. Der gesamte Automobilsektor mit seinen Hersteller-Zulieferer-Beziehungen hat jedoch einen starken Fokus auf B2B-Transaktionen, die die Transformation der CFO-Funktion wohlmöglich verlangsamen. B2B-Unternehmen besitzen meist enge Lieferbeziehungen, was zu längeren Geschäftszyklen führt. Im Vergleich zu Industrien, die stärker oder ausschließlich B2C-orientiert sind, befinden sich somit relativ betrachtet weniger Daten im Bereich der CFO-Funktion.

Risiken der digitalen Transformation

Die deutschen Unternehmen der verarbeitenden Industrie geben selbst die folgenden drei Hauptrisiken ihrer digitalen Transformation im Hinblick auf die CFO-Funktion an:

(1) Mangel an organisatorischer Beweglichkeit (44,4%)
(2) Organisatorische Silos (44,4%)
(3) Aktuelle IT-Landschaft (33,3%)

In den weiteren europäischen Unternehmen der verarbeitenden Industrie sind zwei der drei Hauptrisiken hingegen andere: (1) zu viele Prioritäten (50%), (2) ein Mangel an einer klaren Strategie und Vision (50%) sowie (3) die aktuelle IT-Landschaft (35%).

Gemäß den Ergebnissen des BearingPoint CFO 4.0 European Survey 2020 lässt sich abschließend feststellen, dass die Belegschaft von deutschen Unternehmen der verarbeitenden Industrie den gleichen Grad an Fähigkeiten und Erfahrungen besitzt, wie die europäische Konkurrenz. Es liegen im Kern sowohl die Fähigkeiten und Erfahrungen als auch eine Beteiligung seitens des Top-Managements vor, um die digitale Transformation durchzuführen. Somit besitzen die deutschen Unternehmen der verarbeitenden Industrie auch gute Chancen, ihren digitalen Reifegrad von derzeit 4,6/10 (europäischer Vergleich ohne Deutschland: 4,9/10) zukünftig deutlich zu erhöhen und ihren Rückstand aufzuholen.

Die Stichprobe des CFO 4.0 European Survey 2020 umfasst 163 Unternehmen aus 6 europäischen Ländern. 20 Unternehmen sind in der verarbeitenden Industrie tätig (9 davon in Deutschland). Der gesamte BearingPoint CFO 4.0 European Survey 2020 steht hier zum Download bereit.  

Über BearingPoint: Wir beraten zahlreiche große Unternehmen in der verarbeitenden Industrie und gestalten zusammen mit unseren Kunden die digitale Zukunft des Finanzbereichs. Zu unseren Kunden zählen unter anderem BOSCH, CeramTec, Implenia, Infineon, KUKA, Nokia, RUAG Ammotec, Salzgitter, Schuler, SIG oder Wilo.

Weitere Details zur Studie

Die CFO 4.0 European Survey 2020 umfasst 163 Unternehmen aus sechs europäischen Ländern, insbesondere auch aus der verarbeitenden Industrie.

Wünschen Sie weitere Informationen?

Wenn Sie mehr über diese Publikation erfahren möchten, wenden Sie sich bitte an unsere Experten, die gerne von Ihnen hören.