Inwiefern verändern digitale Angebote wie abonnementbasiertes Autoleasing das Mobilitätsverhalten der Deutschen?

Die Mobilitätslandschaft befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, angetrieben durch ein verändertes Verbraucherverhalten und das Aufkommen innovativer Verkehrsmittel. Diese Veränderungen formen den deutschen Flottenmarkt neu und bieten sowohl Herausforderungen als auch Chancen, die weitreichende Auswirkungen auf den gesamten Mobilitätssektor haben. Um ein umfassendes Verständnis dieser Dynamik zu erlangen, haben wir, neben einer ausführlichen Auswertung bestehender Daten, eine Studie mit 20 Experten aus der Mobilitäts- und Flottenbranche durchgeführt. Diese haben wir durch eine Verbraucherumfrage mit über 1.300 Teilnehmern ergänzt.

Die aus dieser Studie gewonnenen Erkenntnisse zeigen ein breites Spektrum von Perspektiven, die die unterschiedlichen Hintergründe und Branchenzugehörigkeiten der Befragten widerspiegeln. Die Meinungen über die Zukunft der Mobilität waren oft kontrovers, was die Komplexität und Vielschichtigkeit dieses sich entwickelnden Bereichs widerspiegelt. Die vorliegende Studie soll diese Ergebnisse veranschaulichen und eine differenzierte Analyse darüber liefern wie sich neue Mobilitätstrends auf den deutschen Flottenmarkt auswirken und was dies für das gesamte Mobilitäts-Ökosystem bedeutet.

Teil 1 - Gesellschaftliche Auswirkungen des Mobilitätswandels
Teil 2 - Elektrifizierung des Mobilitätsmarktes

Der erste Teil untersucht die wichtigsten Trends, die den Verkehr beeinflussen, und konzentriert sich dabei auf das Aufkommen des abonnementbasierten Autoleasings als flexible Alternative zum traditionellen Eigentum und Leasing. Darüber hinaus werden der Einfluss der jüngeren Generationen, insbesondere der Millennials und der Generation Z, die Nachfrage nach technologiegestützten, gemeinsam genutzten Mobilitätslösungen, der Bedarf an maßgeschneiderten Optionen für ältere Menschen und die Auswirkungen der Remote-Arbeit auf das Fahrverhalten und die Transportpräferenzen untersucht. Diese Trends erfordern insgesamt ein Überdenken unseres Mobilitätskonzepts und fordern die Akteure der Branche auf, sich an die sich verändernden Verbraucherbedürfnisse anzupassen und die Nachhaltigkeit im Verkehr zu fördern.


Der Trend zum abonnementbasierten Fahrzeugleasing stellt einen tiefgreifenden Wandel in der Automobilindustrie dar, der durch die steigende Nachfrage der Verbraucher nach Flexibilität, Erschwinglichkeit und Komfort angetrieben wird. Dieses Modell hat das Potenzial, die traditionellen Leasingpraktiken bis 2030 umzugestalten, was sich insbesondere auf die Strategien des Fuhrparkmanagements auswirkt. 

Ausschlaggebend für die Entscheidung für oder gegen ein abonnementbasiertes Leasingmodell scheint vor allem der Erfahrungsschatz der Nutzenden zu sein. Die Studie zeigt, dass sich Personen, die schon einmal auf diese Weise geleast haben, etwa doppelt so offen für ein abonnementbasiertes Leasingmodell zeigen als jene, die noch nie Kontakt mit einem Leasinganbieter hatten. Wer schon Erfahrung im Abo-Leasing hat, schätzt außerdem den Preis im Vergleich zum Kauf und traditionellem Leasing realistischer ein. Darüber hinaus offenbart die Studie, dass Personen, die häufig digitale Mobilitätsangebote nutzen, auch einen hohen Anspruch an technische Innovationen in der Mobilität haben.

 

Abonemenbasierte Leasingmodelle

 

Während das herkömmliche Leasing eine tragende Säule in der Automobilbranche war, bringt der Aufstieg der abonnementbasierten Modelle eine neue Dynamik mit sich. Sie bieten den Nutzern eine umfassende Lösung, die verschiedene Kosten wie Fahrzeugmiete, Steuern, Versicherung und Wartung abdeckt. Durch Aufklärung und das Verständnis für das abonnementbasierte Leasing erhöht sich die Akzeptanz für dieses Modell und führt zukünftig zu einer überzeugende Alternative zum herkömmlichen Leasing. Die Auswirkungen sind nicht nur für einzelne Verbraucher, sondern auch für Flottenmanagementstrategien relevant. Insbesondere in Anbetracht des möglichen Übergangs des Firmenwagenmodells zu einem abonnementbasierten Ansatz.


Jüngere Generationen, einschließlich der bis zu 45-Jährigen, treiben den Wandel hin zu technologiegestützten, multimodalen, und gemeinsam genutzte Mobilitätsoptionen, während der Besitz eines eigenen Fahrzeugs weiterhin relevant ist – und zwar über alle Altersklassen hinweg.

Millennials und die Generation Z verändern den Verkehr mit ihrer Vorliebe für technologiegestützte, flexible Mobilitätsoptionen und bevorzugen multimodale und gemeinsam genutzte Lösungen. Trotz ihres Interesses an multimodalen Mobilitätsoptionen ziehen die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher den Besitz eines Fahrzeugs dem Leasing vor. Diese Mischung aus traditionellen und modernen Präferenzen deutet darauf hin, dass künftige Verkehrsdienste technologische Fortschritte mit Eigentumsoptionen in Einklang bringen sollten, um den sich wandelnden Bedürfnissen gerecht zu werden. Abonnementbasiertes Leasing bietet eine vielversprechende Lösung, die die Vorteile des Eigentums mit der Flexibilität verbindet, die die jüngeren Generationen bevorzugen. Wirksame Kommunikation ist entscheidend, um dieses Modell zu einer praktikablen Wahl zu machen, insbesondere für diejenigen, die mit Leasing nicht vertraut sind.

 

Besitz bleibt allgemein angesagt - über alle Altersklassen hinweg


 

Nina London, Partnerin bei BearingPoint und Expertin für die Energie- und Mobilitätswende

Anbieter müssen technologische Fortschritte mit Eigentumsoptionen in Einklang bringen, um den Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher gerecht zu werden. Die Anpassung an den demografischen Wandel und die sich wandelnde Mobilitätslandschaft erfordern einen kulturellen Wandel innerhalb der Branche. Um Barrieren zu überwinden und Ängste und Vorurteile abzubauen, sind ein effektives Change Management und solide Kommunikationsstrategien von zentraler Bedeutung.

Nina London, Partnerin bei BearingPoint und Expertin für die Energie- und Mobilitätswende

Mit der alternden Bevölkerung in Deutschland steigt die Nachfrage nach Mobilitätslösungen, die auf ältere Menschen zugeschnitten sind. Allerdings zögern ältere Generationen oft, neue Verkehrsmittel oder Dienstleistungsangebote anzunehmen. Diese Zurückhaltung bietet eine große Chance für die Industrie, innovative Lösungen zu entwickeln, die dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe gerecht werden.


Remote-Arbeiten und die Digitalisierung haben das Fahrverhalten und die Verkehrspräferenzen grundlegend verändert.

Unsere Studie zeigt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home-Office weniger häufig mit dem Auto fahren als diejenigen, die nicht im Home-Office arbeiten. 43 Prozent der Remote-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen ihr Auto täglich, im Vergleich zu 60 Prozent derjenigen ohne Home-Office. Darüber hinaus nutzen Mitarbeitende mit Home-Office Option häufiger das Fahrrad, wobei etwa 50 Prozent mindestens einmal pro Woche mit dem Fahrrad fahren. Öffentliche Verkehrsmittel werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Home-Office ebenfalls häufiger genutzt als von Kolleginnen und Kollegen, die nicht im Home-Office arbeiten.

 

Wer im Homeoffice arbeitet nutzt das Auto seltener

 

Der Trend zur Remote-Arbeit und zu flexiblen Arbeitsregelungen wird sich voraussichtlich fortsetzen und möglicherweise zu einem weiteren Rückgang der durchschnittlich pro Jahr gefahrenen Kilometer pro Auto führen. Fortschritte in der Digitalisierung und eine zunehmende Betonung der Nachhaltigkeit werden diesen Trend unterstützen. Mobilitätsanbieter und Stadtplaner müssen innovativ sein und sich an diese sich entwickelnden Muster anpassen, indem sie sich auf die Verbesserung der Infrastruktur für alternative Transportmethoden und die Förderung nachhaltiger Mobilitätslösungen konzentrieren.


Der zweite Teil der Studie beleuchtet die sich entwickelnde Dynamik des Marktes für Elektrofahrzeuge in Deutschland. Dieser hat aufgrund des Endes der staatlichen Subventionen im Jahr 2023 und der zunehmenden Präsenz außereuropäischer Hersteller erhebliche Veränderungen erfahren. Wir untersuchen vier Kernaussagen, die die Auswirkungen dieser Entwicklungen zusammenfassen. 

1.    Wie sich Subventionen und Steuervorteile auf die Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen auswirken
2.    Veränderungen auf dem Service- und Wartungsmarkt
3.    Verbesserungen reduzieren Kundenbarrieren und Vorbehalte gegenüber E-Fahrzeugen
4.    Vorteile des Leasings für E-Fahrzeuge

1. Wie wirken sich Subventionen und Steuervorteile auf die Zulassungszahlen von E-Fahrzeugen aus?

Die Abschaffung der Subventionen für E-Fahrzeuge hat den Trend zwar gebremst, aber nicht gestoppt. Die Zulassungszahlen erholen sich allmählich. Dies ist jedoch ein einzigartiges Phänomen, das nur in Deutschland und Italien zu beobachten ist. Im Gegensatz dazu bleibt die Nachfrage nach E-Fahrzeugen weiterhin stark in Frankreich und Spanien.

Mythos Elektroflaute

 

Die Abschaffung der Subventionen hatte dagegen nur eine begrenzte Auswirkung auf die Fahrer von Flottenfahrzeugen im Vergleich zum potenziellen Abbau von Steuervorteilen. Die Rentabilität des Fuhrparks ist für Unternehmen von entscheidender Bedeutung. Günstige steuerliche Bedingungen sind ein Schlüsselfaktor, da sie im Gegensatz zu Subventionen nicht nur eine einmalige Wirkung haben, sondern langfristige Vorteile für die Fahrer. Ungünstige steuerliche Bedingungen könnten dazu führen, dass Mitarbeiter auf Firmenwagen verzichten. 

2. Veränderungen auf dem Service- und Wartungsmarkt

Außereuropäische EV-Hersteller wie NIO und BYD, die in den deutschen Markt eintreten, stehen vor großen Herausforderungen beim Aufbau ihrer Servicenetzwerke. Deutsche Hersteller haben einen Wettbewerbsvorteil mit ihrer gut etablierten Service-Infrastruktur, die es neuen Herstellern schwer macht zu konkurrieren, insbesondere im privaten Sektor. Dennoch suchen außereuropäische Hersteller nach Möglichkeiten, sich in Sachen Service auf dem deutschen Markt zu etablieren. NIO, zum Beispiel, erweitert proaktiv seine Servicepräsenz in Deutschland. Neben Servicewerkstätten sollen auch NIO-Hubs entstehen, die mit Ausstellungsräumen und Community-Bereichen die Kundenbindung verbessern sollen.

Deutsche Hersteller profitieren von langjährigen Beziehungen zu Flottenmanagern, die ihre etablierten Servicenetze und ihr Markenprestige schätzen. Außereuropäische EV-Hersteller müssen Strategien entwickeln, um diese Herausforderungen zu meistern. Ein Ansatz ist eine strategische Partnerschaft mit Dienstleistern, wie zum Beidspiel mit Global Automotive Service (GAS). GAS betreibt ein umfangreiches, markenübergreifendes Werkstattnetz in ganz Europa, das sich auf umfassende Servicelösungen für kommerzielle und elektrifizierte Flotten spezialisiert hat.

3. Verbesserungen reduzieren Kundenbarrieren und Vorbehalte gegenüber E-Fahrzeugen

Viele Fuhrparkmanager und Fahrer bleiben vorsichtig aufgrund der vermeintlichen Unzulänglichkeiten der öffentlichen Ladeinfrastruktur. Aber es werden bereits wichtige Schritte unternommen, um diese Probleme anzugehen. So hat das EU-Parlament zum Beispiel ein Gesetz verabschiedet, das den Ausbau von Ladestationen entlang der Hauptverkehrsstraßen mit öffentlichen Ladestationen alle 60 Kilometer bis 2026 vorsieht. Die EU-Gesetzgebung befasst sich auch mit Zahlungssystemen und verlangt, dass Kartenzahlungen akzeptiert werden. 
Technologische Fortschritte machen E-Fahrzeuge für den Fuhrparksektor immer interessanter. Verbesserungen der Batterien und Verbesserungen der Ladegeschwindigkeit bedeuten, dass die Fahrer schneller aufladen können, was die Ausfallzeiten reduziert. Unternehmen richten zunehmend Ladestationen ein und erstatten ihren Mitarbeitern die Kosten für das private Aufladen, was den Umstieg auf E-Fahrzeuge vereinfachen soll. Die Aufklärung ist jedoch entscheidend um Barrieren abzubauen und die Nutzer zur Übernahme dieser innovativen Technologien zu bewegen.

4. Vorteile des Leasings für E-Fahrzeuge

In den letzten Jahren bestand der deutsche Leasingmarkt überwiegend aus Privatkunden. Der Anteil der Privatpersonen machte 60 Prozent der Leasingverträge aus, gewerbliche Kunden waren mit 40 Prozent der Leasingverträge vertreten. Der Kauf eines E-Fahrzeugs beinhaltet die wesentliche Verpflichtung, den Restwert zum Zeitpunkt des Wiederverkaufs zu decken, was ein erhebliches Risiko, aufgrund rasanter Entwicklungen der EV-Technologie und des natürlichen Wertverlusts von EV-Komponenten wie Batterien, darstellt. Schnelle technologische Fortschritte in der Entwicklung von E-Fahrzeugen können ein Fahrzeug schnell veralten lassen.
Leasing ermöglicht es dagegen den Unternehmen auch, neue Technologien zu testen, ohne eine langfristige Verpflichtung einzugehen. Dies ist besonders für Flottenkunden wichtig, die Wert auf modernste Technologie legen.

Leasing mildert somit die Investitionsrisiken für Unternehmen, Flottenmanager und Privatkunden durch die Abwälzung des Risikos eines niedrigen Restwertes auf den Leasinganbieter. Die Kosten werden über die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs verteilt.
Trotz der Abschaffung von Subventionen ist Leasing aufgrund der hohen Anschaffungskosten von E-Fahrzeugen attraktiver als der Kauf. Infolgedessen machen E-Fahrzeuge heute rund 30 Prozent der geleasten Fahrzeuge aus.
 

Nina London

Ein anhaltender Ausbau der Ladeinfrastruktur, kontinuierlich sinkende Betriebskosten und die Technologieführerschaft von E-Fahrzeugen werden die Akzeptanz nicht nur im Flottensektor weiter beschleunigen. Mehr noch: Eine stetige Integration von Elektro-Fahrzeugen in Flotten bietet ein geradezu disruptives Potenzial zur Veränderung der gesamten Mobilitätsbranche.

Nina London, Partnerin bei BearingPoint und Expertin für die Energie- und Mobilitätswende


Das Studiendokument wurde in englischer Sprache verfasst.

  • Infografik (Teil 2): German Mobility Outlook
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  • Studie (Teil 1): German Mobility Outlook
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  • Infografik (Teil 1): German Mobility Outlook
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