Mai 2025

Im heutigen dynamischen Geschäftsumfeld bietet KI (einschließlich generativer KI) neue Chancen für die Transformation und verspricht nie dagewesene Effizienz, Innovation und Wettbewerbsvorteile. Ob die Einbindung von KI aber wirklich gelingt, hängt nicht allein von technologischen Aspekten ab. Wichtig ist darüber hinaus, die menschlichen und organisatorischen Faktoren zu berücksichtigen, die für eine sinnvolle Integration erforderlich sind.

Ein entscheidendes Hindernis für die Einführung von KI ist der Mangel an Arbeitskräften, die in der Lage sind, mit KI umzugehen. Dem Weltwirtschaftsforum zufolge sind lediglich zwei Prozent der Unternehmen darauf eingerichtet, KI im großen Maßstab zu nutzen – hier zeigt sich überdeutlich, wie sehr es jetzt auf umfassende Personalstrategien ankommt, um Beschäftigte entsprechend zu schulen und einen verantwortungsvollen Umgang mit KI sicherzustellen. Wir haben in einer weiteren Studie 700 Top-Führungskräfte befragt: 64 Prozent der vertretenen Unternehmen führen demnach regelmäßige Schulungen durch, um eine reibungslose KI-Einführung zu gewährleisten. Obwohl den Schulungen also offenbar durchaus eine hohe Bedeutung eingeräumt wird, verfügen allerdings nur 35 Prozent der Unternehmen weltweit über ein spezielles Change-Management-Team für diesen Prozess.2

Change Management Chart BearingPoint

Die Einführung generativer KI weckt Hoffnungen – aber auch Ängste 

Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer glauben, dass generative KI (GenAI) ihre Produktivität erheblich steigern kann, indem sie sich wiederholende und zeitaufwendige Aufgaben automatisiert – so können sie sich auf sinnvollere Tätigkeiten konzentrieren, und ihre Arbeitszufriedenheit steigt. Die Beschäftigten gehen davon aus, dass die Arbeit mit GenAI ihre Fähigkeiten verbessern und ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt erhöhen wird. Wenn generative KI Routineaufgaben übernimmt, kann dies auch die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessern und den Mitarbeitenden mehr Raum für kreatives und innovatives Arbeiten geben. Darüber hinaus könnte GenAI weniger spezialisierte Mitarbeitende befähigen, mehr Verantwortung zu übernehmen – und so die potenziellen Einsatzmöglichkeiten erweitern.

Es gibt aber auch eine andere Seite: Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Angst davor, wie sich die KI auf die einzelnen Rollen auswirken könnte, und tun sich schwer damit, sie als Wegbereiter zu sehen. In der Folge nehmen sie die KI womöglich als Bedrohung wahr – Unsicherheiten und die Sorge um Arbeitsplatzverlagerung führen zu Widerstand. Einige Beschäftigte verfügen auch nicht über genug technisches Wissen, um KI-Tools wirksam einzusetzen, und könnten diese nur zögerlich annehmen. Viele befürchten Entlassungen, zweifeln an ihrer eigenen Anpassungsfähigkeit oder sind verunsichert, weil ihnen die Auswirkungen auf ihre Aufgaben nicht klar sind.

Unternehmen, die solche Bedenken ignorieren, gehen große Risiken ein: Wer seinen Arbeitsplatz durch KI bedroht sieht, ist eher geneigt, das Unternehmen zu verlassen – die Wahrscheinlichkeit, dass solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bleiben, ist um 27 Prozent geringer als bei anderen. Ein solcher Rückgang der Bindung zieht Fluktuationskosten und Produktivitätseinbußen nach sich, die für ein Unternehmen mit 10.000 Beschäftigten durchaus mit etwa 53 Millionen US-Dollar pro Jahr zu Buche schlagen können.

In der KI-basierten Transformation Beschäftigte einbeziehen

Bei der KI-basierten Transformation geht es nicht darum, das menschliche Potenzial zu ersetzen, sondern darum, es zu ergänzen. Wenn sich Unternehmen darauf konzentrieren, ihren Mitarbeitenden die richtigen Werkzeuge und Kenntnisse sowie einen ethischen Kompass mitzugeben, wird KI zum Katalysator für Innovation, Effizienz und integratives Wachstum. Dieses Empowerment der Beschäftigten reduziert Ängste und steigert die positiven Erwartungen in Bezug auf die KI-basierten Transformation.  

Entgegen weit verbreiteten Befürchtungen sind laut der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) tatsächlich nur 2,3 Prozent der Arbeitsplätze der Kategorie „Automatisierungspotenzial“ zuzuordnen, bei der generative KI menschliche Arbeitsleistung ersetzen könnte. 13 Prozent der Arbeitsplätze weisen demnach ein „Ausbaupotenzial“ auf: Hier hebt die IAO die Möglichkeiten hervor, mithilfe von KI die Produktivität weltweit zu steigern.5 

KI-Transformationen erfolgreich umzusetzen, erfordert maßgeschneiderte Strategien für die unterschiedlichen Organisationsebenen: Von besonderer Bedeutung in diesem Prozess sind die Führungsebene, das mittlere Management und die Mitarbeitenden mit direktem Kundenkontakt.  

So kann das mittlere Management die KI-basierte Transformation unterstützen

Führungskräfte des mittleren Managements fungieren seit jeher als Übersetzer, Vermittler, Navigatoren und Coaches in Unternehmen. Ihre Rolle ist jetzt, im Zuge der KI-basierten Umgestaltung von Arbeitsplätzen, wichtiger denn je. Führungskräfte des mittleren Managements sollten sich auf vier Schlüsselbereiche konzentrieren, damit das Unternehmen im KI-Zeitalter erfolgreich bleibt:

  • „Reverse Mentoring“ nutzen: Sachverstand und Know-how der mittleren Führungsebene sinnvoll mit den KI-Kompetenzen jüngerer Mitarbeitenden kombinieren, um Prozesse und Rollen weiterzuentwickeln.
  • KI-Potenzial ausschöpfen: Managementaufgaben lassen sich mit generativer KI ergänzen und automatisieren – so kann sich das mittlere Management auf die strategische Personalplanung und Innovation konzentrieren. 
  • Personalbestand strategisch planen: Gemeinsam mit der Personalabteilung den künftigen Bedarf an Arbeitskräften ermitteln und Strategien klar kommunizieren, um die Ängste und Sorgen der Mitarbeitenden auszuräumen.
  • KI-Kompetenz der Mitarbeitenden ausbauen: Umfassende KI-Kompetenzprogramme helfen, Ängste abzubauen, Vertrauen zu schaffen und Teams für die KI-basierte Transformation fit zu machen.

Managerinnen und Manager auf der mittleren Führungsebene sind hervorragend positioniert, um sicherzustellen, dass ihre Teams die KI-Strategien effektiv umsetzen. Der Einwand, KI-basierte Automatisierung und flachere Hierarchien machten das mittlere Management entbehrlich oder gar überflüssig, übersieht eine entscheidende Tatsache: KI ersetzt Führung nicht – sie definiert sie neu. 

Die KI-basierte Transformation erfordert einen Mentalitätswandel auf allen Ebenen. Damit sie echten Wert generieren kann, müssen Unternehmen die mittlere Führungsebene mit den richtigen Werkzeugen ausstatten und unterstützen. Wenn sie in die Entwicklung von Führungskräften, Neugestaltung der Rollen, KI-Kompetenzen und strukturiertes Change Management investieren, kann die KI-basierte Transformation zu nachhaltigen Vorteilen führen.

Tobias Liebscher, Partner und Leiter People & Strategy

 

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