Es gibt gute Gründe, weshalb Versicherungsunternehmen mit Wettbewerbern fusionieren: neue Wachstumsmöglichkeiten, Synergieeffekte und vereinte Investitions- und Innovationskraft sind nur einige davon. Den Erfolg eines Zusammenschlusses bestimmen einige Schlüsselfaktoren, die sich aus der stark regulierten Branche, dem kundenorientierten Geschäftsmodell und der hohen Abhängigkeit von Daten und IT-Systemen ergeben.
Die Transformation der IT-Systeme ist dabei ein wesentlicher, wenn nicht sogar der größte Erfolgsfaktor. In einer digitalisierten Welt haben Informationssysteme nicht nur eine unterstützende Funktion, sondern sind das Herzstück moderner Unternehmen, das Prozesse, Daten und Technologien miteinander verbindet. Gut integrierte Systeme ermöglichen Effizienzgewinne durch schlanke Prozesse und Automatisierungen, fördern durch reibungslose Informationsflüsse und Kollaborationsmöglichkeiten die interne Zusammenarbeit, schaffen für Kunden ein fließendes Markenerlebnis und stellen eine Konformität mit den regulatorischen Anforderungen sicher.
Aber: eine Fusion stellt Versicherungsunternehmen auch vor einige Hürden.
Viele Versicherer nutzen komplexe, historisch gewachsene und teils selbst entwickelte IT-Systeme, deren Integration Expertinnen und Experten vor technische Herausforderungen stellt. Auch unterschiedliche Kernversicherungsplattformen müssen bei einer Fusion harmonisiert werden.
DSGVO, DORA & Co. – Versicherungsunternehmen unterliegen strengen Richtlinien der Aufsichtsbehörden, die auch bei der IT-Transformation umgesetzt werden müssen.
Kunden- und Vertragsdaten sind das wichtigste Gut von Versicherern. Daher ist es unerlässlich, dass Daten bei einer Fusion nahtlos, vollständig und sicher zusammengeführt werden.
Fusionen stellen ein potenzielles Sicherheitsrisiko dar, da große Datenmengen übertragen und Systeme zusammengeführt werden. Themen rund um Cyber Security sollten daher bei der Fusionsplanung eine besondere Rolle spielen.
Die IT-Landschaft einer einzigen Versicherung ist bereits komplex. Wachsen die Welten zusammen wird diese zunächst noch erhöht. Hier gilt es, die Abhängigkeiten der Systeme, der Projekte/Aktivitäten und vor allem auch der Beteiligten im Blick zu behalten. Ein konsequentes Analysieren und das stetige Management der Abhängigkeiten sind daher unbedingt notwendig.
Frühzeitig muss analysiert werden, wie die IT hinsichtlich IT-Landschaft, Organisation und Prozesse zukünftig aussehen soll. Nur mit einem klaren Zielbild ist es möglich, nachhaltig eine zukunftsorientierte IT zu schaffen. Dieses Zielbild sollte sich klar an den übergreifenden Zielen der Fusion orientieren.
Die Steuerung der IT-Transformation sollte bereits ab Beginn der Fusionierung erfolgen. Dazu müssen unter Einbindung der Fachabteilungen Verantwortlichkeiten und Prozesse definiert und ein realistischer Zeitplan aufgesetzt werden, der es gleichzeitig ermöglicht, flexibel auf kurzfristige Änderungen zu reagieren.
Um einen nahtlosen Geschäftsablauf zu garantieren, ist Knowhow hinsichtlich Datenmigration und IT-Sicherheit gefragt. Die reibungslose Datenübertragung ist entscheidend, um die Geschäftskontinuität und Entscheidungsfindung sicherzustellen. Darüber hinaus bieten Fusionen die Chance, die Technologien auf neuste Standards zu heben, die interne operative Prozesse und das Kundenerlebnis optimieren.
Es wird nicht gelingen, alle Systeme von Anfang an in das Zielbild zu führen. Hier gilt es, die verbleibenden technischen Schulden im Rahmen einer mittel- bis langfristigen Planung abzubauen und diesen Prozess konsequent zu verfolgen.
IT-Transformationsprojekte verlaufen selten nach Plan und die Technologielandschaft befindet sich in einem stetigen Wandel. Mit agilen Methoden kann schnell auf Veränderungen reagiert und Probleme frühzeitig erkannt werden. Gleichzeitig kann der Transformationsfortschritt dank regelmäßiger Abstimmungen überwacht werden.
Eine Transformation funktioniert nur mit vereinter Kraft. Dafür sind eine transparente interne und externe Kommunikation mit Stakeholdern wichtig, um Unsicherheiten zu minimieren. Gleichzeitig sollten Mitarbeitende beim Umgang mit den veränderten Systemen unterstützt werden, beispielsweise durch Schulungen. Nur so wird eine Akzeptanz der neuen Umgebung sichergestellt.