Februar 2022
Der Trend, den wir im Rahmen unserer Studien bereits in den letzten Jahren feststellen konnten, wurde abermals bestätigt: Die Transformation hin zu agilen Organisationen steht weit oben auf der Agenda von vielen Unternehmen und nun auch der Behörden. Es herrscht Konsens darüber, dass der Herausforderung eines immer schneller fortschreitenden Wandels und damit der stetig volatiler werdenden Arbeitswelt mit der Integrationskraft begegnet werden muss, die Agilität bietet. Unsere Umfrage untersucht die verschiedenen Dimensionen von Agilität, ihre Herausforderungen und Potenziale.
Die tatsächliche, über den reinen Einsatz agiler Methoden hinausgehende Agilität führt dazu, dass die an die Einführung agiler Methoden geknüpften Ziele erreicht werden. Dies und den Trend hin zu Agilität wird von den Ergebnissen unserer aktuellen Studie „Agile Pulse 2022“ bestätigt. Der Datensatz zum Agile Pulse 2022 wurde mittels eines Online Fragebogens erhoben, sodass insgesamt über 1.160 validierte Antworten generiert werden konnten.
Ganze 96 Prozent der befragten Teilnehmenden stufen die zukünftige Relevanz agiler Methoden als hoch ein. Die Gründe für die Einführung agiler Methoden sind vielfältig, am häufigsten wurden verbesserte Reaktionsfähigkeit, verbesserte Zusammenarbeit, erhöhte Geschwindigkeit sowie verbesserte Produktqualität ausgewählt. Es wird sichtbar, dass manche Organisationen überwiegend produktgetrieben denken und ihre Kunden in den Vordergrund stellen, andere hingegen eher auf ihre Mitarbeitenden bezogen handeln. Werden die angestrebten Ziele der Einführung agiler Methoden den jeweils tatsächlich erreichten Verbesserungen gegenübergestellt, wird jedoch deutlich, dass acht von neun Zielen im Durchschnitt noch nicht erreicht wurden.
30 Prozent der Befragten verwenden ausschließlich agile Methoden und 75 Prozent wenden agile Management-Methoden in der Produktentwicklung und im Projektmanagement an. Hierbei werden die agilen Methoden anfangs meist auf Teamebene eingesetzt. Darüber hinaus wird Agilität auch auf Programm-, Management- sowie Strategie/ Portfolio-Ebene rege genutzt. Im Vergleich zu den Studienergebnissen aus 2020 wird insbesondere ein Zuwachs von 15 Prozent in Hinblick auf den Einsatz agiler Methoden auf Managementebene deutlich. Durchschnittlich wenden die Teilnehmenden einzelne oder mehrere agile Methoden seit über fünf Jahren an.
Durch die holistische Durchführung agiler Transformationen unter Betrachtung aller Dimensionen muss ein agiler Zustand (= agile Reife) erreicht und erhalten werden, der konsequent weiterentwickelt werden muss. Dies ist die Grundlage, die es Organisationen und deren Mitarbeitenden ermöglicht, agil zu sein, anstatt lediglich agil zu handeln. Um den konkreten Nutzen einer ganzheitlichen agilen Transformation zu quantifizieren, wurde der Einfluss auf die folgenden drei Aspekte gemessen: Erreichung der mit Agilität verbundenen organisatorischen Ziele, die berufliche Zufriedenheit der Mitarbeitenden sowie die Resilienz gegenüber den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.
Unsere Studie bestätigt eindeutig den Nutzen von Agilität und zeigt, welch enormes Potenzial diese bietet. Sie zeigt aber auch, dass viele Organisationen ihre an die Einführung von Agilität geknüpften Ziele nicht erreichen. Ein Grund dafür ist, dass diese Organisationen ihre agile Transformation bereits mit der Einführung einer agilen Methode oder eines Frameworks als abgeschlossen betrachten. Das reicht aber nicht aus. Zur agilen Transformation gehören der Wandel von Unternehmenskultur, Strukturen und Prozessen bis hin zu Technologien und Produkten. Vor allem den kulturellen Wandel gehen diese Organisationen nicht oder nicht konsequent genug an. Damit stoppt die ganzheitliche agile Transformation, bevor sie richtig begonnen hat und hindert die Organisationen daran, ihre gesteckten Ziele zu erreichen.
Julia von Spreckelsen, Partnerin und Head of Agile Advisory Deutschland bei BearingPoint
Organisationen verknüpfen mit der Einführung von Agilität bestimmte Ziele, wessen Erreichung von der agilen Reifestufe abhängt. Die Studie verdeutlicht, dass bei Organisationen mit höherem agilen Reifegrad auch eine höhere Zielerreichung festgestellt werden kann. Ferner zeigt Agilität sich positive Auswirkungen auf Mitarbeiterebene: so erhöht laut Ergebnissen eine ganzheitliche Agilität die Identifikation und Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Generell gilt: Umso agiler die Organisation, desto resilienter ist sie in Krisenzeiten. Dies wurde insbesondere während der Pandemie deutlich. Vor der Pandemie und die Wünsche für die Zeit nach der Pandemie waren über die agilen Reifestufen hinweg im Wesentlichen ähnlich, jedoch waren deutliche Unterschiede im Umgang mit Home Office/Remote-Arbeit während der Pandemie zu erkennen. Dies lässt auf eine höhere Anpassungsfähigkeit bei gelebter Agilität schließen.
Verschiedene Führungsebenen werden von den Teilnehmenden nur teilweise als Treiber der agilen Transformation wahrgenommen. Die Befragten stufen insbesondere Faktoren des Wandels als Herausforderung ein.
91 Prozent der Teilnehmenden sehen die Relevanz von Agilität in Zukunft steigen. Dies variiert hinsichtlich der Branchen. Im Bereich IT und Softwareentwicklung wird mit 64 Prozent das größte Potenzial gesehen, in der Rechtsabteilung hingegen das geringste Potenzial.
Weitere Informationen sowie konkrete Empfehlungen finden Sie in der Studie „Agile Pulse 2022". Diese steht Ihnen im Downloadbereich zur Verfügung.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre und stehen für den Erfahrungsaustausch sehr gerne zur Verfügung.