Januar 2023
Das Thema Nachhaltigkeit macht auch vor dem Bankensektor keinen Halt. Das noch bestehende Informationsdefizit zu diesem Thema scheint jedoch einer erfolgreichen Transformation im Wege zu stehen – dies verdeutlicht unsere aktuelle Umfrage.
Heutzutage wird auch von Banken nachhaltiges Handeln erwartet. Laut unserer Umfrage stufen das Thema rund 48 Prozent der Deutschen, 55 Prozent der Österreicher und 61 Prozent der Schweizer als wichtig ein. Dennoch gelten Sicherheit, Rendite und Kosten unverändert beim Kauf von Anleihen, Aktien und Fonds als die entscheidenen Kriterien bei einer Geldanlage – das Stichwort Nachhaltigkeit wird hingegen nur für vier Prozent der Deutschen und Österreicher sowie für fünf Prozent der Schweizer als wichtigstes Kriterium angegeben. Dies kann unter anderem mit dem hohen Informationsdefizit begründet werden.
Auch wenn bisher nur wenige Bankkund:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereit sind, für mehr Nachhaltigkeit beispielsweise höhere Kosten bei Bankprodukten in Kauf zu nehmen, wird in Zeiten des Klimawandels der Markt und das Angebot für nachhaltige Finanzprodukte immer weiter wachsen und wichtiger werden. Gerade bei uns in Europa – Stichwort Green Deal. Es ist für Banken daher nicht nur eine Frage des Zeitgeists, sondern auch kluge Zukunftsplanung, die eigenen Kund:innen bei nachhaltigen Finanzprodukten jetzt beratend mitzunehmen und das eigene Haus nachhaltig zu bestellen.
Thomas Steiner, globaler Leiter Banking & Capital Markets bei BearingPoint
Über die Hälfte der Kundinnen und Kunden von Banken weiß aktuell nicht, ob ihre Hausbank ökologisch nachhaltige Produkte im Portfolio hat. Darüber hinaus ist dem Großteil der Befragten (93 Prozent der Deutschen, 92 Prozent der Österreicher und 89 Prozent der Schweizer) das Nachhaltigkeitsrating der eigenen Bank völlig unbekannt. Dieses Ergebnis ist ähnlich hoch wie 2021. Mit dem Informationsdefizit einher geht eine geringe Bereitschaft, sich auf nachhaltige Anlageformen einzulassen.
Zu einer anderen Bank zu wechseln, wenn diese nachhaltigere Alternativen bietet, lehnen 45 Prozent in Deutschland, 41 Prozent in Österreich und 38 Prozent in der Schweiz ab. Jedoch ist die Bereitschaft für einen Wechsel unter den 18- bis 24-Jährigen in Österreich und der Schweiz stärker als in der Gesamtbevölkerung. Ähnlich wie schon 2021 lehnen dort lediglich 19 Prozent in der obengenannten Altersgruppe den Bankwechsel aus Nachhaltigkeitsgründen ab - in Deutschland sind es allerdings 36 Prozent (2021: 29 Prozent).
Obwohl viele Kundinnen und Kunden viel Wert auf Nachhaltigkeit legen, zeigt die Umfrage, dass die Bereitschaft, dafür mehr zu bezahlen, gering ist. Dieses Ergebnis ist sogar im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen: 77 Prozent in Deutschland, 79 Prozent in Österreich und 70 Prozent in der Schweiz lehnen höhere Kosten ab. Bei den jüngeren Altersgruppen hingegen ist die Bereitschaft in allen drei Ländern deutlich größer als in der Gesamtbevölkerung, höhere Kosten für mehr Nachhaltigkeit in Kauf zu nehmen.
Diejenigen, die eine Beratung zu nachhaltigen Finanzprodukten erhalten haben, fühlen sich mehr als zwei Drittel (eher) gut beraten. Außerdem stuft der Großteil der Befragten nachhaltige Produkte ihrer Hausbank als glaubwürdig ein – ganze 82 Prozent der Deutschen, 86 Prozent der Österreicher und 85 Prozent der Schweizer. Der Großteil der Kundinnen und Kunden aller drei Länder schätzt zudem das Angebot ihrer Bank bezüglich ökologisch nachhaltiger Aktien/Anleihen & Fonds als „gut“ ein.
Mit dem Informationsdefizit in der Bevölkerung in Sachen nachhaltige Finanzprodukte geht auch eine große Skespis dieser Anlageformen einher. Diejenigen Kund:innen, die eine Beratung von ihrer Hausbank zu nachhaltigen Bankprodukten bekommen haben, fühlen sich insgesamt gut beraten und bescheinigen den nachhaltigen Finanzprodukten eine hohe Glaubwürdigkeit. Ganz im Gegensatz zu denjenigen Befragten, die bisher wenig Informationen zu nachhaltigen Finanzprodukten erhalten haben. Dort herrscht beispielsweise noch sehr große Skepsis, ob die Finanzprodukte wirklich nachhaltig sind. Will man die eigenen Kund:innen für Investments in nachhaltige Anlageformen überzeugen, muss man das Gespräch suchen. Dann wird auch die Glaubwürdigkeitslücke bei den Kund:innen der Vergangenheit angehören.
Frank Hofele, Partner Banking & Capital Markets bei BearingPoint
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage von YouGov Deutschland, an der 4066 Personen in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Zeitraum vom 15. bis 24. November 2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die jeweilige Bevölkerung ab 18 Jahren. BearingPoint hat die Studie bereits zum dritten Mal durchgeführt.