Traditionelle Banken haben Mühe, mit der technologischen Revolution Schritt zu halten. Wer den Lauf der Zeit ignoriert, könnte sich jedoch früher oder später in der Bedeutungslosigkeit wiederfinden. Was können etablierte Finanzinstitute tun, um diese Bedrohung abzuwenden?
Die Antwort liegt darin, die IT-Infrastruktur so weit wie möglich zu erneuern und zu lernen, wie das Bankwesen in der neuen Welt funktioniert. Es genügt nicht, sich Schritt für Schritt anzunähern: So würde der Prozess zu lange dauern und der Wettbewerb um die besten Innovationen ginge verloren.
Um sich zügig in der neuen Technologie- und Datenwelt zurechtzufinden, ist es für etablierte Banken sinnvoll, Teile ihres Bankgeschäfts – zum Beispiel ein bestimmtes neues Produkt oder Kundensegment – im Rahmen eines Greenfield-Modells gänzlich neu aufzubauen. Vorteil dieser Variante ist: Sie bietet eine schnelle Möglichkeit, sich mit den neuen Umgebungen vertraut zu machen und gleichzeitig die neuen geschäftlichen Optionen zu testen.
Dieser Ansatz, eine komplett neue Basis zu legen und dann darauf neu aufzubauen, lässt sich nicht simulieren – Banken können das neue Umfeld bewusst annehmen und dort Innovationen entwickeln oder sich dagegen entscheiden. Die Situation erfordert ein klares Entweder-oder. Einen Mittelweg gibt es nicht.
Das Tempo, mit dem sich die Technologie in den letzten fünf bis zehn Jahren gewandelt hat, kommt einer Revolution gleich. Banken haben heute Möglichkeiten, die vor 10 Jahren nicht denkbar gewesen wären.
Die Altersgruppe der Millennials, also der heute 20- bis 40-Jährigen, ist aus Sicht der Banken interessant und lukrativ für die Zukunft, aber gleichzeitig auch sehr herausfordernd. Diese Kunden und Kundinnen sind sehr technikaffin, wollen ihre Bankgeschäfte fast ausschließlich online abwickeln, sind aber oft sehr datenschutzsensibel und verlangen volle Transparenz hinsichtlich Service und Preis. Generell gilt: Je jünger die Kunden und Kundinnen sind, desto anspruchsvoller sind sie in Bezug auf Automatisierung und Geschwindigkeit.
Ältere Bankensysteme sind nicht auf diese modernen Kundenerwartungen ausgelegt. Hinsichtlich kritischer Daten, die erforderlich sind, um die neuen Beziehungen aufzubauen und die Erwartungen zu erfüllen, sind sie weder schnell noch präzise genug. Deshalb müssen die Banken sich unbedingt ernsthaft auf das neue technische Paradigma und die damit einhergehenden Rahmenbedingungen einlassen. Denn: Tun sie es nicht, werden sie diese neuen Kundensegmente schon bald nicht mehr bedienen können.
In puncto Innovationsgeschwindigkeit und Datenqualität sind FinTech- und Big-Tech-Unternehmen den meisten Banken bereits mindestens fünf bis zehn Jahre voraus. Diese neuen Akteure bringen das Potenzial mit sich, Banken obsolet zu machen, wenn diese ihre IT-Infrastruktur nicht schnell umstellen.
Einige Bankenmärkte, etwa Asien oder Amerika, sind in ihrer Beziehung zu FinTechs sehr pragmatisch: Sie scheinen eher dazu bereit zu sein, mit FinTech-Unternehmen zu kooperieren und übernehmen sie sogar, um Innovationen zu schaffen. Es wirkt so, als würden sie die Weisheit des alten amerikanischen Sprichworts nutzen: „If you can’t beat them, join them.”
Dabei ist es nicht so, als könnten die Banken bei solchen Zusammenschlüssen keinen inhaltlichen Beitrag leisten. Sie verfügen über mehr Know-how zu Produkten und Regulierungen als Technologieunternehmen – und dieses wertvolle Wissen bringen sie in die Geschäftsbeziehung ein.
Im Bankensektor besteht noch immer eine erstaunlich große Kluft zwischen Geschäft und IT.
Dazu gehören auch Veränderungen in der Unternehmensführung und im Leadership sowie bei den Investitionen: Sie müssen eine enge Zusammenarbeit zwischen der Geschäfts- und Technologieleitung in der Bank ermöglichen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
Derzeit bestehen in vielen Banken noch die starken vertikalen Silos der Geschäftseinheiten oder Funktionsabteilungen. Diese Silos gilt es aufzubrechen und zu einer integrierten, horizontalen Zusammenarbeit von Teams über Grenzen hinweg zu kommen – eine große Aufgabe, die gewohnte Prozesse grundlegend verschiebt.
Die Überbrückung der kulturellen Kluft ist eine Schlüsselaufgabe, bei der Berater und Beraterinnen eine wesentliche Rolle spielen: Sie können den Banken die Vorteile der neuen Art der Zusammenarbeit darlegen und erklären, welche Rahmenbedingungen und Anreize dabei helfen können, dieses Ziel zu erreichen.
Etablierte Banken haben noch immer alle Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten in die digitale Zukunft des Bankwesens zu tragen.
Neue Greenfield-Strategien für Plattformen und Technologiepartnerschaften sind zwei der möglichen Wege, um auch in der neuen Finanzwelt erfolgreich zu bleiben. BearingPoint begleitet Banken, die diesen Wandel einleiten wollen.