Januar 2020
Eine BearingPoint-Umfrage zur Zukunft der Mobilität zeigt: Obwohl sich viele Verbraucher die Mobilitätswende zugunsten von Nachhaltigkeit und Effizienz wünschen, fehlt noch der Glaube an die Umsetzbarkeit von Elektromobilität, autonomen Fahrzeugen und Mobilität als Dienstleistung.
Viele Menschen in Deutschland wünschen sich neue und innovative Formen der Mobilität, glauben allerdings bisher kaum an die Umsetzbarkeit. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag der Management- und Technologieberatung BearingPoint zur Mobilität im Jahr 2045, die sowohl den Waren- als auch den Personenverkehr umfasst.
Doch was muss konkret geschehen, damit die Vision zur Realität wird? Wir haben hierzu zehn Standpunkte aufgestellt:
Jede noch so schöne Vision kann nur Realität werden, wenn die richtigen Voraussetzungen geschaffen sind. Hier kommt es vor allem auf den technischen Fortschritt an. Neue Antriebsformen, der Netzausbau und massentaugliche Technologien werden darüber entscheiden, wie die Mobilität der Zukunft aussieht. Dies gilt insbesondere auch für die Frage nach dem richtigen Energiespeicher. Erneuerbarer Strom ist dabei der Schlüssel für das zukünftige Zusammenwirken von Energie und Mobilität. Denn moderne Fahrzeugantriebe (Batterie und Brennstoffzelle) und Kraftstoffe (elektrische Energie und Wasserstoff) sind auf erneuerbaren Strom angewiesen, um eine gute Umweltbilanz zu erzielen.
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle für die Mobilitätswende, technische Innovationen allein reichen nicht aus. Anreize für Verbraucher, um auf neue Verkehrsmittel umzusteigen, sind unabdingbar. Und auch Verbote müssen manchmal sein, um zum Beispiel Verbrennungsmotoren endgültig aus den Städten zu verbannen. Freie öffentliche Verkehrsmittel für alle, ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren in der Zukunft oder eine drastische CO2-Besteuerung sind Möglichkeiten, die teilweise bereits in einzelnen Ländern diskutiert werden. Zudem liegt es an der Stadtplanung, zu definieren, wie viel Raum dem privaten PKW gegeben wird. Über die Fußgängerzone hinaus wäre es denkbar, dass komplette Innenstädte für den Autoverkehr geschlossen werden oder auch ganze Stadtteile oder Städte autofrei konzipiert werden.
Neue Mobilitätsformen faszinieren, machen vielen Verbrauchern aber auch Angst. Sind autonome Autos wirklich sicher? Bin ich auch ohne eigenes Auto immer mobil? Und was weiß eine Paketdrohne über mich? Nur mit Aufklärung und maximaler Transparenz durch Industrie und Politik können Skepsis und Unwissen in der Bevölkerung abgebaut werden.
Immer mehr Menschen, die immer mehr Waren versenden und erhalten: Der steigende Warenverkehr kann nur durch zeit- und ortsunabhängige Zustellungen gestemmt werden. Der Einsatz von Paketdrohnen und der Ausbau von Packstationen, statt immer mehr Lieferverkehr durch Kleintransporter, sind dafür entscheidende Voraussetzungen. Die derzeitige Entwicklung, dass Warenlieferungen auch durch private Fahrer zugestellt werden, bewirkt aktuell eher das Gegenteil und führt zu einem höheren Lieferverkehrsaufkommen.
Autonome Verkehrsmittel machen Menschen mobil, die heute noch auf Dritte angewiesen sind: Kinder, Senioren, Behinderte oder Menschen ohne Führerschein. Zudem machen autonome Fahrzeuge den Verkehr insgesamt effizienter. Teilautonomes Fahren und immer mehr Funktionalitäten in den aktuellen Fahrzeugmodellen geben bereits Einblicke in die technischen Möglichkeiten. Um autonomes Fahren vollständig zu etablieren, müssen jedoch neben der Technologie auch die rechtlich-ethische Rahmenbedingungen geschaffen werden. Jetzt gilt es, die Weichen zu stellen und Verbraucher für die Technologie zu sensibilisieren. Denn die Zukunft des Verkehrs ist autonom.
Erste autonom fahrende Busse sind längst noch nicht das Ende der Fahnenstange. Gänzlich neue Verkehrsmittel wie Flugtaxis oder Hochgeschwindigkeitssysteme (bspw. Hyper Loop) werden unsere Vorstellung von Fortbewegung nochmals revolutionieren. Offenheit und Neugier für Innovationen sind der Schlüssel, um Vorbehalte abzubauen.
Zukünftig müssen wenige kleine, autonome Fahrzeuge immer mehr Menschen transportieren, um die Verkehrslast – vor allem in den Städten – weiterhin tragen zu können. Dazu muss Shared Mobility endgültig massentauglich werden und das eigene Auto den Rang als Statussymbol verlieren. Das geht nur, indem die Autohersteller bzw. Autoverleiher attraktive Angebote bereitstellen, die den Verbrauchern so viele Vorteile bieten, dass das eigene Auto obsolet wird.
Je mehr wir über zukünftige Mobilität nachdenken, umso engmaschiger wird das Netz, das sich zwischen Verkehr, Energiewirtschaft, Telekommunikation, Stadtplanung und noch vielen weiteren Aspekten ergibt. Die Integration dieses Flickenteppichs zu einem funktionierenden Gesamtkonstrukt zwingt viele Beteiligte an einen Tisch. Mobilität wird somit Teil eines integrierten Mobilitäts- und Energiesystems. Deutschlands Energiewende begünstigt und unterstützt die Mobilitätswende und umgekehrt.
Zukünftig werden fast alle Verkehrsmittel miteinander interagieren. Das gilt für die Fortbewegung auf der Straße, der Schiene, dem Wasser und in der Luft. Integration und Vernetzung sind vor allem für den Endnutzer der entscheidende Vorteil, für den es sich lohnt, umzusteigen. Gütertransporte hingegen müssen zukünftig vermehrt auf die Schiene und das Wasser gebracht werden, um den Straßenverkehr zu entlasten und den Individual- und öffentlichen Personennahverkehr attraktiver zu machen.
Die Mobilitätsbranche ist für Deutschland nicht nur von großer wirtschaftlicher Bedeutung, sie macht auch unser Image als international anerkannten Standort aus. Der Umstieg auf neue Mobilitätsformen muss daran nichts ändern. Im Gegenteil: Eine leistungsfähige Infrastruktur und ein flächendeckendes Netz an Mobilitätssystemen macht Deutschland auch in Zukunft zum Spitzenreiter der Branche.
Für Fragen zur Studie und zum Austausch stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung.