Während die US-Institute längst wieder Rekordgewinne melden, tun sich deutsche Geldhäuser schwer. Auch andere europäische Konkurrenten ziehen vorbei. 

Christian Sewing ist einsichtig: „Wir haben versucht überall mitzumischen, das hat uns überfordert.“ Bereits im vergangenen Sommer hat der Chef der Deutschen Bank seinem Haus deshalb einen Umbau verordnet. Er hat das Investmentbanking zusammengestrichen, den Aktienhandel aufgegeben. Das kostet – Geld und Jobs. 18 000 Stellen baut Deutschlands größtes Geldinstitut weltweit ab. Das soll helfen, die Bank wieder „nachhaltig profitabel“ machen, so Sewing.

Trotzdem wird er viel erklären müssen, wenn er an diesem Donnerstag die Zahlen für das abgelaufene Jahr präsentiert. Denn der Umbau drückt die Bank kräftig ins Minus: Analysten rechnen mit einem Verlust von fünf Milliarden Euro. Das wäre eines der schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte der Bank. Und es steht im krassen Gegensatz zu den Milliardengewinnen der US-Institute.

Denn während sich die deutschen Geldhäuser bis heute nicht von den Folgen der Finanzkrise erholt haben, macht die Konkurrenz auf der anderen Seite es Atlantiks längst wieder hohe Gewinne. Die Großbank JP Morgan konnte gerade einen neuen Rekordüberschuss verkünden von 36 Milliarden Dollar. JP-Morgan-Chef Jamie Dimon hat dafür eine einfache Erklärung: Seine Bank habe von der Stabilisierung des weltweiten Wachstums und der guten Stimmung der Verbraucher profitiert. 

Doch warum gilt das für amerikanische, nicht aber für deutsche Banken? Zumal die hiesigen Geldhäuser nicht nur gegenüber den US-Instituten schlecht abschneiden – sondern auch im Vergleich zur Konkurrenz aus der Eurozone. Das zeigen die jüngsten Zahlen der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB). Demnach haben deutsche Banken im dritten Quartal 2019 fast ebenso wenig verdient wie die krisengeplagten Institute in Griechenland. In Spanien, Frankreich und Italien hingegen stehen die Banken sehr viel besser da.

Und das, obwohl die Ausgangslage für alle Häuser in der Eurozone dieselbe ist. Die Institute leiden allesamt unter den Strafzinsen, die die EZB verlangt, wenn sie Geld bei der Zentralbank parken wollen. Auch die regulatorischen Vorgaben belasten sie: Die Banken müssen heute sehr viel mehr Eigenkapital vorhalten als vor der Finanzkrise. Beides gilt für alle Banken, egal wo in der Eurozone sie sitzen – „doch für die deutschen Banken scheint die Lage besonders prekär“, sagt Frank Hofele, Partner bei der Unternehmensberatung Bearingpoint.

 

Lesen Sie den vollständigen Artikel "Deutsche Banken fallen im Wettbewerb zurück" erschienen bei Der Tagesspiegel am 29. Januar 2020.