Studie des BearingPoint Institute zeigt: Forschung und Entwicklung zielt an Kundenbedürfnissen vorbei, ein Markt von fünf Billionen US-Dollar wird von westlichen Unternehmen bislang gar nicht erschlossen

London/Frankfurt am Main, 17. Oktober 2013 – Unternehmen aus Entwicklungsländern sind bei Produktinnovationen teilweise schneller, stärker und effektiver als ihre Kollegen aus den Industrienationen – auch wenn letztere den Markt in Bezug auf Ressourcen und Geld kontrollieren. Gerade bei Produkten, deren Entwicklung auf neuen Informationstechnologien basieren, haben sich Entwicklungsländer inzwischen Vorteile erarbeitet. So haben afrikanische Staaten wie Kenia beim Thema „Mobile Payment“ Länder wie Deutschland bereits abgehängt. Das geht aus einer aktuellen Studie des BearingPoint Institute hervor. Demnach lassen die Industrienationen insbesondere durch einen falschen Fokus viel Wachstumspotenzial ungenutzt: Während sie nach wie vor Millionen-Beträge ausgeben, um das „next big thing” für bereits etablierte Kundengruppen in Heimatmärkten zu entwickeln, übersehen sie die Chancen, mit innovativen Produkten und Dienstleistungen auf die Bedürfnisse neuer, unterversorgter Kundengruppen einzugehen. Damit entgeht ihnen laut Einschätzung von BearingPoint ein Marktvolumen von jährlich fünf Billionen US-Dollar.

Andreas Rindler, Partner bei BearingPoint und einer der Autoren der Studie, erläutert: „Innnovation wird in westlichen Ländern oft aus dem Marketing heraus getrieben mit dem Ziel, Bedürfnisse zu schaffen, von denen wir nicht wussten, dass wir sie haben. In Entwicklungsländern entstehen erfolgreiche Produkte aus einer echten Notwendigkeit heraus – mit einem klaren und positiven Nutzen und zu einem Preis, den der Kunde aufbringen kann.“

F&E-Investitionen und Ergebnis stehen in keinem Verhältnis

Die weltweiten Ausgaben für Innovation werden klar von den großen westlichen Unternehmen dominiert: 60 Prozent der globalen F&E-Investitionen werden gerade einmal von sieben Prozent der Unternehmen getragen. Allerdings steht der Aufwand in einem Missverhältnis zum Ergebnis: Laut weltweitem Innovation Index der European Intelligence Unit sind Entwicklungsländer mit einem „Net Innovation Output Score“ von -6.3 doppelt so effizient in Sachen Innovation wie die G8-Nationen (Score -12.3). Von diesen schneidet Deutschland mit -7.9 noch am besten ab. Besonders schlecht steht es hingegen um die USA (-17.8) und Japan (-21.2.)

Es ist nicht nur das Produkt- und Serviceverständnis von entwickelten Ländern, das eine wirkliche Produktinnovation oftmals verhindert, sondern auch die Infrastruktur, die diese Dienstleistungen umgibt. Existierende Prozesse und die damit verbundenen Betriebskosten lassen oft nur einen kleinen Spielraum für eine neue Entwicklung zu, da sehr viel Zeit und Kosten verloren gehen, um nur den täglichen Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Schneller und preisgünstiger in den Markt, um neue Kundengruppen zu erschließen

Die Studie zeigt auf, was Industrienationen in Sachen Innovation von Entwicklungsländern lernen können, um ihre Produkte und Dienstleistungen für neue Kunden in neuen Märkten zu öffnen und zugleich bisher unterversorgte Kunden in ihren Heimatmärkten zu erreichen: 

  • Ein Produkt sollte in enger Verbindung mit einer konkreten Nachfrage entwickelt werden. 
  • Die Marktreife sollte bereits im ersten Jahr der Produktentwicklung angestrebt werden. Dabei sollte der Preis so kalkuliert werden, dass er von Beginn an für die Zielgruppe erschwinglich ist. Ein Fehler hingegen sei es, vor der Markteinführung zunächst an der teuren Produktperfektion zu arbeiten. Vielmehr stellt eine frühe Markteinführung die Einnahmen sicher, die für die Weiterentwicklung notwendig sind. 
  • Bereits existierende Infrastruktur, Ressourcen und Technologien sollten soweit wie möglich für neue Produktentwicklungen wiederverwertet werden. 
  • Das Geschäftsmodell sollte grundsätzlich überdacht werden. Innovation ist in Entwicklungsländern nicht an hohe Profitmargen geknüpft. Um das Risiko gering zu halten, muss der Marktzugang unter Einberechnung von Bevölkerungsgröße und -dichte sowie Regulierungen von Beginn an gesichert sein.
Innovation entsteht nicht in Firmenzentralen

„Wir können ganz klar sehen, dass die Unternehmen der G8-Staaten nicht das Monopol am Fortschritt haben. Auch deutsche Firmen sollten ihr gewohntes Innovations-Modell reformieren, wenn sie den Status des Exportweltmeisters in Zukunft innehaben wollen. Unternehmen sollten realisieren, dass Innovation nicht nur in Firmenzentralen beheimatet ist, sondern oft auch unter ärmeren Bevölkerungsschichten oder unter der rasch wachsenden Mittelschicht in Entwicklungsländern. Es werden diejenigen erfolgreich sein, die neue Geschäftsmöglichkeiten sowohl innerhalb ihrer Organisationen als auch in Zusammenarbeit mit unterschiedlichsten Geschäftspartnern in verschiedenen Ländern identifizieren“, rät Andreas Rindler.

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